Es ist Sonntag Morgen und es kommt leicht Hektik auf, denn die Taschen gehen nicht mehr zu. Wir müssen zum Bus, der uns nach San Antonio de Areco zu den Gauchos bringen soll. Der Laptop schalt; Die (Groß)eltern wollen mit uns skypen. Dazu ist aber erst einmal eine Fernwartung nötig, denn wir hören sie nicht. Die Zeit läuft. Das Gespräch wird kurz und bündig, wir verabreden uns für nächstes Wochenende im Skype.
Mit zwei großen und zwei kleinen Rucksäcken, Kinderwagen mit Babyschale, Wickeltasche und einer Fototasche ziehen wir zu Fuß durch Buenos Aires zum Busbahnhof.
Wir brauchen ungefähr eine Stunde. Schließlich stellen wir fest, dass der Fahrplan im Internet offensichtlich nicht auf dem Laufenden ist. Statt 13:10 Uhr fährt der Bus erst 17:30 Uhr. Also heißt es 4,5 Stunden warten.
Gerne hätten wir unser Gepäck eingeschlossen um noch ein bisschen am Fluss lang zu spazieren bis zum Antikmarkt, der wohl jedes Wochenende bei dem Parque Natural y Reserva Ecológica Costanera Sur ist. Doch es gibt keinen Locker (Spind) mehr, der unsere Gepäckgröße und -menge fassen kann. Wir kapitulieren friedlich und beschließen uns im Wartebereich niederzulassen. Mit Malen, Essen und Trinken, Tickets kaufen und Rucksäcke in Schutztaschen zu verstauen geht die Zeit doch relativ schnell um.
Als wir San Antonio de Areco gegen 20:30 Uhr erreichen regnet es. Unser Regenschutz für Kinderwagen und Co., wie soll es anders sein, befindet sich tief im Gepäck. Unsere Jacken müssen nun das Kind und das Baby vor der Nässe schützen (Test bestanden). Voll beladen kämpfen wir uns über die nasse Straße entlang des für Kinderwagen nicht geeigneten Fußweges. Die Herberge, die wir für uns im Vorab ausgewählt hatten bietet keine Unterkunft mehr: „No hay habitaciones!“.
Wir bekommen den freundlichen Rat zur Polizei zu gehen, da diese Stadt um diese Jahreszeit eher nicht auf Tourismus eingestellt ist. Doch wir haben ja noch eine Alternative im Internet gesehen, die wir vor der Notvariante ansteuern wollen. Und tatsächlich! Kaum betreten wir die Einfahrt des Grundstücks, reist schon der Hausherr die Doppeltür auf, damit wir eintreten können. Zwei Blocks weiter genießen wir eine Abwechslung zum Abendessen; Gemüse aus dem Wok und geräucherter Lachs. Unser Sohn möchte einfach nur Spaghetti mit Tomatensoße und Käse. Spät und müde fallen wir in unsere Betten.
Tag 1 Keine Gauchos in San Antonio de Areco?
Nach dem Frühstück fragen wir unsere Gastgeberin nach den Gauchos. „No hay Gauchos!“ Oh nein, es gibt keine Gauchos! Warum sind wir dann hierher gefahren?! Sollen die plötzlich weg sein! Ich hatte doch darüber gelesen und vor allem meinem Sohn erzählt. Wie soll ich ihm das bloß erklären? „Nein“, denke ich „so schnell werfe ich das Handtuch nicht!“ Auf zur Information der Stadt! Dort erfahren wir, dass es in dieser Stadt einen Park, ein Stadt- und ein Gauchomuseum gibt. Gauchos kommen nur im November zum Festival hierher. Es gibt allerdings Estancias, die zwischen 15 und 16 Kilometer entfernt sind, wo man eventuell Gauchos treffen kann. Man sollte allerdings vorher anrufen, ob es möglich ist.
Ein Bus fährt da allerdings nicht hin. Ein Auto mieten kann man in dieser Stadt auch nicht. Jetzt sind wir extra wegen der Gauchos nach San Antonio de Areco gekommen und sollen keine sehen können. „Kommt gar nicht in Frage!“ beschwert sich unser Sohn. In einer Bar, in der wir uns ratlos niederlassen, erzählen wir unseren Kummer dem Kellner. Der macht uns Mut und erzählt uns wie wir dahin kommen können. Die einzige Möglichkeit bleibt schließlich die Remise (Konkurrenz zum Taxi).
Vor der Information, am Vormittag, trafen wir Martin, einen Landsmann, der seit 8 Jahren nach Südamerika kommt um hier mit einem umgebauten LKW Land und Leute zu entdecken. Wir verbringen den Nachmittag mit ihm und lauschen gespannt seinen Tipps für unsere weitere Reise während unser Großer vergnügt mit dessen Ball spielt.
Am Abend schlendern wir noch ein bisschen durch den Ort, am Park und dem Gauchomuseum vorbei, kaufen im Mercado noch ein paar Dinge für das Abendessen ein und kehren schließlich zurück zur Unterkunft.
Unser Großer beginnt damit sich furchtbar zu kratzen (das hatte er schon einmal auf dem Flughafen Frankfurt getan). Wir haben keine Not, denn unsere Reiseapotheke ist bestens bestückt. Doch in der Nacht erwachen wir, weil er unbedingt duschen möchte, da es juckt. Wir erschrecken uns sehr, weil er überall geschwollene Flecken hat. Das nächste Krankenhaus, so meinen wir, ist zwei Stunden entfernt. Etwas Panik kehrt ein. Verzweifelt und mit großer Hoffnung fotografiere ich meinen Sohn und sende diese Bilder an unsere Kinderärztin.
Tag 2 Einzug bei den Gauchos
Wir sind glücklich als wir am frühen Morgen ihre E-Mail lesen. – Vielen Dank an unsere Kinderärztin, dass sie für uns auch in der Ferne da ist! – Durch ihren Rat ist am Nachmittag schon fast alles wieder vergessen.
Es ist beschlossen: Jetzt suchen wir erst recht die Gauchos. Wir laufen zur Remisestation und erfragen den Preis. Der Fahrer ist aber so lieb und ruft zuvor bei einer der Estancias, der Estancia la Portena de Areco an, ob wir überhaupt kommen können. Alles kein Problem, sie erwarten uns zum Mittagessen. Juhu! Während der Fahrt wird uns klar, warum hier kein Bus hin fährt. Die ca. zwei Kilometer lange Zufahrt ist ein Feldweg.
Wir werden bereits erwartet. Es gibt eingelegtes Gemüse, Empanadas (Fleisch- und Veggivariante), Kartoffel- und Gemüsesalat, gegrilltes Gemüse und gegrilltes Fleisch (Huhn und „Lomo“). Nach dem Essen erzählt uns die Hausherrin über die Geschichte der Estancia und deren Bewohner. Als Highlight dürfen wir auch noch mit einem Gaucho gemeinsam ausreiten.
Nach unserer Rückkehr gibt’s selbst gebackene Kuchen und Kekse mit Tee. Die Hausherrin fragt uns, ob wir bleiben möchten. Wir erklären ihr, dass wir unsere Sachen in einer anderen Unterkunft haben und die Gastgeberin sehr wahrscheinlich beleidigt sein wird. Doch per Telefon ist alles schnell geklärt.
Mein Mann fährt mit der bestellten Remise zurück in die Stadt um das Gepäck zu holen und wird anschließend vom ältesten Gaucho von San Antonio de Areco dort abgeholt, während ich ausgelassen mit unseren beiden Söhnen im Pool bade. Dann zeigt uns eine Angestellte der Farm unser Zimmer. Wir sind überwältigt! Als abschließende Krönung des Tages gibt es ein Dreigang-Menü zum Abendessen; Süßkartoffelsuppe, Pasta und Budin dazu einen Wein aus Mendoza. Zufrieden fallen wir ins Bett.
Tag 3 Entspannen bei den Gauchos
Heute wollen wir einfach entspannen und genießen. Dementsprechend lassen wir es ruhig angehen. Da sogar unsere Wäsche gewaschen wird, brauchen wir wirklich nichts machen. Zum Mittag kommen weitere Gäste. Witzig! Denn hier, ab vom Schuss, treffen wir wieder Deutsche. Janine und ihr Mann sind allerdings schon seit 6 Jahren in Buenos Aires sesshaft und besuchen mit ihren Freunden aus der alten Heimat hier die neuen Freunde. Auch sie haben viele Tipps für uns was geht und was wir uns mit Kindern verkneifen können.
Der Große und ich drehen noch eine Runde mit dem Gaucho zu Pferd. Und dann kommt der Test, ob auch er zum Gaucho taugt; Lasso schwingen. Das aus Kuhhaut geflochtene Lasso ist gar nicht so flexibel, wie ich dachte. Doch der erfahrene Gaucho hilft unserem Sohn. Test bestanden! Ganz stolz kehren wir zurück zum Papa und dem Baby. Wir lassen den Tag ruhig ausklingen und wollen eigentlich gar nicht an morgen denken, weil wir uns hier so wohlfühlen.
Hallo ihr Vier. Toll das ihr uns durch eure Dokumentation an eurer Reise teilhaben lasst. Wir verfolgen alles ganz gespannt. Seid ganz lieb gegrüßt von den vier Lauensteiner