Feuerland mit Erinnerungen

Feuerland mit Erinnerungen

Pünktlich bringt uns das Taxi zum Flughafen. Keine Adrenalinschübe, nichts vergessen, keine Hürden am Check-In. Nach vier Stunden Flug landen wir in Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt.

Die Landung war schon beeindruckend; Wir flogen aus dem klarblauen Himmel mit Sonnenschein durch dicke fette Wolken, direkt auf die Berge zu, deren Kuppen zum Teil mit Schnee bedeckt waren. Die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen waren in der Bucht zu sehen. Und von oben sah der Ort klein und gemütlich aus.

Unser Großer hat gleich wieder einen Freund gefunden, mit dem er über den kleinen Flughafen Fangen spielt, während wir auf die Remise warten, die uns zur Jugendherberge bringen soll. Keine halbe Stunde dauert die Fahrt dorthin. Und die nächste Überraschung wartet schon. Unsere Betten wurden doppelt vergeben, doch die anderen waren eher da. Da hier Familien mit Kindern heilig sind, müssen wir uns nicht selbst um die Lösung dieses Problems kümmern. Der Besitzer bringt uns zu einem Hotel, in dem wir die nächste Nacht verbringen werden. Wir beschließen den restlichen Tag für die Erkundung von Ushuaia zu nutzen. Wir laufen durch den langgezogenen Ort und suchen nach den bunten kleinen Häuschen von denen mein Schwiegervater erzählte. Er war vor einigen Jahren hier.

Mit dem englischen Oldtimer durch Ushuaia. Es gibt nicht all zu viel zu sehen, aber das was es gibt, ist mit Kindern ungünstig zu erlaufen. Es ist auch irgendwie charmant mit dem Oldtimer die Gegend zu entdecken.
Mit dem englischen Oldtimer durch Ushuaia

Es hat sich inzwischen viel getan. Die Stadt ist gewachsen und zählt schon 7000 Einwohner, wie wir während der kleinen Stadtrundfahrt im englischen Oldtimer-Doppelstockbus erfahren. Im Anschluss gönnen wir uns heute einen Besuch im Restaurant. Der Weg zum Hotel ist weit zu Fuß und kalt, sodass ich das Kind mit Geschichten bei Laune halten muss und es freudig am Ziel feststellt, dass der Fußmarsch gar nicht so schlimm war. Halb erfroren kuscheln wir uns in unsere Betten und …

Tag 1 Organisation und Stadtbummel

Einkaufen in Ushuaia für den Alltag kann man im hiesigen Supermarkt. Es gibt alles, was es in Deutschland auch gibt.
So kaufen Wolfs ein; Warum einen Korb, wenn man einen Wagen hat?!

… verschlafen es. Kurzer Ansturm von Hektik. Heute ziehen wir uns warm an! Nach dem Frühstück werden wir zur Jugendherberge zurück gebracht. Skypen mit den (Groß-)eltern. Obwohl eher nur mit den Eltern, da der Große im Innenhof mit der Katze und zwei anderen Kindern spielt. Hier kann er auf Bäume klettern und mit einem Stein einen Sperr schnitzen. So sieht er schließlich später auch aus. Das Baby haben wir warm eingepackt und im Kinderwagen in den Innenhof vor unsere Glastür geparkt.

Was wir hier machen wollen ist schon lange klar. Müssen wir das Ganze nur noch organisieren. Theoretisch geht alles ganz schnell. Doch plötzlich ist die VISA-Karte gesperrt. Eins haben wir uns zum Vorsatz gemacht: Erstmal Ruhe bewahren und schauen woran es liegt und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt. Auf unsere Ansprechpartnerin in unserer heimischen Bank war bisher immer Verlass. Und wir werden auch diesmal nicht enttäuscht. Das Kreditinstitut hatte wegen Verdacht auf Kartenmissbrauch die Karte gesperrt. Wir vermuten aufgrund des mehrfachen Länderwechsels in kurzer Zeit. Also brauchen wir uns tatsächlich nicht erst eine Eigenschaft angewöhnen, die eh nicht zu uns passt.

Nervös werden wir aber als man uns in der Jugendherberge sagt, dass wir schnellstens den Bus buchen müssen, da aktuell viele nach El Calafate wollen und es kaum noch Plätze gäbe in der nächsten Zeit. Also schnell zum Schalter. Den restlichen Tag schlendern wir durch den Ort, besuchen die Kunstpassage und organisieren uns für Dienstag ein Boot zu den Pinguinen. Im Supermarkt holen wir uns die Zutaten für Spagettis „á la Casa“ (wie zu Hause) und Fingermalfarben. Verzweifelt versuchen wir die nächste Jugendherberge und ein Auto in Calafate zu reservieren. Doch das Internet funktioniert nicht so recht.

Tag 2 Parque Nacional Tierra del Fuego

Zur Erinnerung: "Wir waren hier" . Die ganze Wand ist vollgeschrieben von Gästen, die bereits hier waren. Auch unser Sohn verewigt sich.
Zur Erinnerung: “Wir waren hier”
Spielen, Malen, Basteln ... Auch das muss mal sein!
Spielen, Malen, Basteln … Auch das muss mal sein!

 

 

 

 

 

 

 

Der Große möchte erstmal spielen, malen und basteln. Wir gewähren ihm diese Zeit und bemalen gemeinsam einen großen Stein mit der neu erworbenen Farbe. Am Nachmittag lassen wir uns zum Parque Nacional Tierra del Fuego fahren um dort etwas zu wandern. Zwei Stunden laufen wir entlang der Lagunen und durch kleine Wälder, aber auch Schotterpisten,auf denen Verkehr ist, den man in dem Ausmaß in einem Nationalpark nicht erwartet. Wir freuen uns auf die Pinguine. Als Vorboten finden wir nach, ich weiß nicht wie vielen Fastfoodketten-Besuchen, den “Waddel” mitten in einem Spielzeugladen.  Als wir zur Unterkunft laufen, werden wir aufmerksam auf heimkehrende “Bomberos”.

Feuerwehr von Ushuaia
Feuerwehr von Ushuaia

Hier machen wir noch einen kurzen Stopp um die Fahrzeuge mit dem Fuhrpark der heimischen Feuerwache zu vergleichen. Das Kind fordert mich auf dem “Kollegen” zu erzählen, dass er Bambini-Feuerwehrmann ist. Schließlich darf er sogar auf den Oldtimer. Später in der Unterkunft sagt er mir: “Mama, ich bin so glücklich” und schläft zufrieden ein.

Tag 3 Pinguine

Mit einem kleineren Boot zur Tierbeobachtung vor Ushuaia
Mit einem kleineren Boot zur Tierbeobachtung vor Ushuaia

Am Vormittag entspannt sich das Thema Unterkunft in El Calafate. Es gab kaum noch Unterkünfte, die zu unserem Budget passen. Doch telefonisch können wir uns noch drei Betten in einem Sechs-Bett-Zimmer reservieren. Das Baby wird bei mir schlafen. Und schließlich treten wir den lang ersehnten Ausflug an. Mit dem Boot fahren wir im Beagle Kanal zunächst zu dem bekannten Leuchtturm des südlichsten Ortes der Welt. Dort tummeln sich Seelöwen und Kormorane.

Den Seelöwen ganz nah vor Ushuaia, Feuerland
Den Seelöwen ganz nah vor Ushuaia, Feuerland

Weiter geht’s vorbei an Puerto Williams (Insel Navarino, Chile) zur Estancia Harberton. Der Große möchte am Liebsten die ganze Fahrt vorn stehen. Doch das ist viel zu windig. Und schließlich das Highlight für uns alle; Wir gehen an Land auf der Isla Martillo und spazieren zwischen hunderten von Pinguinen entlang. Hier leben Magellan- und Gentoo-Pinguine (der einzig wahre Linux-Pinguin, gibt mein Mann mir zu verstehen). Und zu unserer Überraschung sind sogar zwei Königspinguine (zweitgrößte Art der Welt) da, die eigentlich in der Antarktis leben und hier nur zum Fischen herkommen. Unser Sohn ist ganz aus dem Häuschen, so nah den Tieren sein zu können. Man darf die Tiere natürlich nicht berühren. Das würden sie auch durch beißen verhindern, wie uns ein furchtloser Pinguin andeutet. Er stellt sich uns mitten in den Weg und will mit seinem Schnabel an unseren Hosenbeinen ziehen.

Als wir zur Estancia zurückkehren, genießen wir noch selbst gebackenen Kuchen und Tee und machen uns schließlich auf den Rückweg. Viel haben wir hier an den verstorbenen Schwiegervater gedacht und werfen als Gruß noch jeder eine Blume in den Kanal, da er das Wasser liebte. Wir sind erst halb elf in der Nacht von unserem Ausflug zurück. Bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen. Der Bus startet 5:00 Uhr in der Frühe nach Rio Gallegos.

Auf der Rückfahrt darf der Große das Boot mit lenken.

Published by Emily Hillig-Wolf

6 comments on “Feuerland mit Erinnerungen”

  1. Sehr löblich, der Besuch bei der örtlichen Feuerwehr. Vielleicht kann dein Sohn hier mal einen Vortrag halten, dass selbst am Ende der Welt bessere Fahrzeuge als in Falkenhain im Einsatz sind 😜

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